Knochen, Gelenke, Gehirn

Welche Auswirkung hat Kieser Training eigentlich auf die Nervenzellen?

Gehirn und Rückenmark bestehen aus über 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen). Diese bestehen wiederum aus einem Zellkörper und einem bis zu einem Meter langen Nervenfortsatz (Axon), über den elektrische Signale fortgeleitet werden. Eine Nervenzelle kann neben dem Axon viele weitere Fortsätze (Dendriten) haben, die für die Kommunikation der Nervenzellen untereinander sorgen.

Die Verbindungsstellen zu anderen Nervenzellen, Muskelfasern oder Drüsen sind die Synapsen. Erreicht ein elektrischer Impuls eine Synapse, werden chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) freigesetzt. Diese Botenstoffe gelangen über den synaptischen Spalt zu ihren Zielorganen: Muskelfasern, Hormondrüsen oder weitere Nervenzellen. Und auf diese Weise steuern sie den Hormonhaushalt, lösen Muskelkontraktionen aus oder sorgen für eine rege Kommunikation im Nervensystem: Eine Nervenzelle hat bis zu 10.000 Kontakte mit anderen Nervenzellen. Insgesamt soll es etwa eine Billiarde dieser Schaltstellen geben.

Man kann sich das Ganze wie ein weit verzweigtes Telefonnetz vorstellen. Dabei gilt: Je häufiger und intensiver einzelne Leitungen genutzt werden, umso «stabiler» werden die Verbindungen. Ungenutzte Leitungen werden dahingegen stillgelegt.

Aber sind Denken und Gedächtnis nur eine Frage der intensiven Nutzung unseres Denkorgans? So einfach ist es nicht. Zwar gilt das Prinzip «use it or lose it» auch für unser Gehirn, doch können wir mit «Denken» allein das zentrale Nervensystem nicht auf Touren bringen. Der stärkste Reiz für die Entwicklung und die Leistungssteigerung von Nervenzellen sind körperliche Belastung und Bewegung. Hirnforscher haben entdeckt, dass verschiedene, für die Nervenzellen wichtige Wachstumsfaktoren nur bei einem Mindestmaß an körperlicher Belastung* ausreichend produziert werden. Sie regt einerseits die Bildung von Proteinen an, die als Baustoffe für die Nervenzellen benötigt werden. Andererseits wird die Produktion von Botenstoffen gesteigert, die der Fortleitung der Nervensignale dienen. Insgesamt bilden sich durch diese Wachstumsfaktoren nicht nur mehr Zellen, sondern auch mehr Verästelungen, also Datenleitungen zwischen den Zellen. Die Infos fließen besser und wir denken schneller und kreativer.

Die Vorstellung, unser Gehirn würde mit dem Alter unbeeinflussbar seine Leistungskraft einbüßen, ist also widerlegt. Durch Hirntraining, gute Ernährung, Bewegung und Krafttraining können wir Aufbau und Aktivität von Nervenzellen bis ins hohe Alter stimulieren.


*Hierbei geht man von einfachen Alltagsaktivitäten aus.

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