Forschung

Krafttraining stärkt die Psyche

Krafttraining macht müde Leute munter und gibt der Psyche Aufwind

Job, Familie, Freizeit fordern den meisten Menschen heutzutage viel ab – und manches Mal einfach zu viel. Das Resultat sind häufig bleiernde Müdigkeit, schlaflose Stunden, Angstzustände oder gar eine Depression. Die Forschung zeigt: Krafttraining kann helfen.

Die Liste der positiven Auswirkungen von Krafttraining ist lang – und wird immer länger. Krafttraining stärkt die Muskeln, Knochen, Bänder und Sehnen. Es verbessert die Leistungsfähigkeit und schützt vor Beschwerden und Verletzungen. Selbst Stoffwechsel und Herz profitieren. Und jetzt auch noch die Psyche? Was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist inzwischen durch neuere Studienergebnisse belegt.

Die psychologischen Aspekte des Krafttrainings sind bislang nur wenig erforscht. Genau gesagt, befassen sich nur ca. zehn Prozent aller erschienenen Publikationen im sportwissenschaftlichen Feld mit diesem Thema. Zu wenig, bedenkt man, dass sich Arbeitnehmer immer öfter aufgrund psychischer Störungen krankschreiben lassen. Glücklicherweise sind Forscher eine neugierige Spezies – und schenken den psychologischen Wirkungen von Krafttraining verstärkt ihre Aufmerksamkeit.

Einer von ihnen ist Dr. Patrik J. O’Connor von der "University of Georgia" in Athens, USA. "Wir wissen einfach noch nicht genug und müssen weiterforschen", sagt der Wissenschaftler. Ihn interessieren verschiedene Aspekte der psychischen Gesundheit, beispielsweise welchen Einfluss Krafttraining auf das Gefühl von Energie, Angst und Depression sowie auf die kognitive Leistungsfähigkeit hat.

Energie

"Jeder möchte sich kraftvoller fühlen und produktiver sein. Schneller lernen, mehr lernen. Aber unglücklicherweise sind viele von uns sehr müde." Das ist kein subjektiver Eindruck, den Sie vielleicht mit einem Blick auf das eigene Umfeld bestätigen können. O’Connors Aussage beruht auf umfassenden Befragungen aus dem Jahr 2010. Insgesamt wurden ca. 17.000 Menschen in westlichen Industrienationen gefragt "Fühlten Sie sich innerhalb der letzten Woche müde?" 30 Prozent der Bevölkerung antworteten mit "Ja". Die Auswertung zeigt: Frauen sind stärker betroffen als Männer – und wenig überraschend – Kranke häufiger als Gesunde. Besonders interessant: Inaktive Personen klagen häufiger über Müdigkeit als aktive.

Körperliche Aktivität und Krafttraining sind somit einfache Maßnahmen gegen die Müdigkeit und aus der Energielosigkeit. Wer selbst trainiert, kennt den überraschenden Effekt: Auch wenn die Muskeln erst einmal zittern, fühlt man sich schon nach kurzer Zeit energiegeladen, strotzt vor Kraft – als könne man Bäume ausreißen. Diesen Zusammenhang belegen neuere Studien. "Die Menschen haben nach einem Krafttrainingsprogramm einfach mehr Energie."

Angst

Tatsächlich kann Krafttraining auch in punkto Angst punkten – auch das zeigen Untersuchungen. "Angst kann schon nach einer einzigen Krafttrainingseinheit mit moderater Intensität reduziert werden", sagt O’Connor. "Am größten scheint der Effekt in Hinblick auf Angststörungen." Und Depressionen? Kann Krafttraining auch hier helfen? Ja, lautet die Antwort des Forschers – wenngleich der Nutzen geringer zu sein scheint als erwartet – zumindest laut bisheriger Erkenntnisse. Aber dennoch: Moderates Krafttraining 2 bis 3 mal die Woche hilft, die Symptome einer Depression zu lindern – z. B. bei Herz- oder Krebspatienten.

Schlaf

Es gibt einen weiteren wichtigen Aspekt: Unsere psychische Gesundheit hängt stark mit der Schlafqualität zusammen. O’Connor erklärt: "Menschen mit wenig Schlaf bekommen oft mentale Probleme. Und umgekehrt: Menschen mit mentalen Problemen, schlafen meist schlecht. Das ist beides stark miteinander vernetzt."

Kognitive Leistungsfähigkeit

Und nicht zuletzt wirkt sich Krafttraining positiv auf unsere kognitive Leistungsfähigkeit aus. "Wenn ältere Personen regelmäßig trainieren, kann das helfen, die kognitive Funktion in bestimmten Aspekten zu verbessern", so O’Connor. Es stimmt also, was die alten Römer wussten, sagt er. "Mens sana in corpore sano." Krafttraining ist eine einfache und effiziente Maßnahme gegen Müdigkeit, Angst und Depression und die daraus resultierenden jährlichen Kosten.

Zugehörige Beiträge

Kieser Training wirkt – Die Studie aus dem Jahr 2009

Starke Füße – stabile Sprunggelenke

Effektives Training für den Beckenboden

Am Puls der Wissenschaft - Krafttraining ist eine Notwendigkeit

Krafttraining: Besser kurz und intensiv trainieren

Abstract: Explorative Machbarkeitsstudie

Beckenbodentraining damit die Blase dichthält

Älter werden ist ok. Schwächer werden nicht.

Mit Krafttraining Diabetes Typ 2 verbessern

Forschungsprojekt "Intentions-Verhaltenslücke – Ursachen und Optimierungspotential"

Inaktivität ist fatal

Halten Muskeln Winterschlaf?

Muskeln unterstützen ein starkes Immunsystem

Hatte Popeye doch recht?

Training über das gesamte Bewegungsausmaß? Die Fakten sprechen dafür!

Effekte eines tertiärpräventiven Krafttrainings

Fördert Vitamin D den Muskel- und Kraftzuwachs?