Krafttraining

Geschichte des Krafttrainings

Wandbilder aus dem alten Ägypten (um 3000 v. u. Z.) zeigen Frauen und Männer beim Krafttraining. Die erste aufgezeichnete Trainingsanleitung stammt von etwa 1400 v. u. Z. Sie ist in hethitischer Keilschrift abgefasst und befand sich im Palast von Boghazköy, damals Hauptstadt des hethitischen Reiches im nördlichen Zentralanatolien. Der äußerst detailreiche Trainingsplan befasst sich mit den Vorbereitungen von Wagenrennen. Auch in China scheint das Krafttraining schon in der Chou-Dynastie (1122–249 v. u. Z.) bekannt gewesen zu sein. Der Eintrittstest in die Armee bestand im Heben schwerer Gewichte. Auch Konfuzius (551–479 v. u. Z.) soll nach dem Prinzip des progressiven Widerstandes trainiert haben.

Der Grieche Milon von Kroton (500 v. u. Z.), ein Freund des Pythagoras, trainierte seine Kraft, indem er täglich einen jungen Stier hochstemmte. Der Stier wurde immer schwerer und Milon stärker und stärker. Milon war während 16 Jahren (532–516 v. u. Z.) ohne Unterbrechung olympischer Sieger im Ringkampf. Für Galen von Pergamon (129–199 n. u. Z.), Gladiatorenarzt und später Leibarzt des römischen Kaisers Marc Aurel, war Körpertraining ein Teilgebiet der Medizin.

In Südasien wurden bereits im ersten Jahrhundert Steinhanteln mit sorgfältig gearbeiteter Oberfläche benützt. Diese Geräte waren über Generationen in Gebrauch; die Besitzer gravierten ihren Namen ein, bevor sie sie an ihre Nachfolger weitergaben.

Die Römer institutionalisierten das Körpertraining in ihren Thermen. Von den Gladiatoren, die im Colosseum Roms kämpften, ist überliefert, dass sie sehr muskulös waren und „sexuell begehrt“. Sie hatten an der Peripherie Roms ihre eigenen Trainingszentren. Vom eigentlichen Training der Gladiatoren ist jedoch auffallend wenig überliefert. Die Skulpturen aus dieser Zeit lassen jedoch keine Zweifel aufkommen, dass die dargestellten Körper durch methodisches Training geformt wurden.

Mit dem Zerfall des römischen Reiches gewannen die christlichen Fanatiker die Oberhand und vernichteten so weit es ging jegliches heidnische Kulturgut. Man interessierte sich jetzt mehr für das Jenseits. Daraus resultierte die für das Mittelalter bezeichnende Verachtung des Körpers und der Sinnlichkeit allgemein. Erst mit der Aufklärung verlor der Körper allmählich seinen schlechten Ruf als Gefäß der Sünde.

1816 veröffentlichte der Deutsche Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) seine methodische Zusammenfassung zum Thema Körpertraining. In seinem Werk „Die deutsche Turnkunst“ beschreibt er präzise das damalige Übungsgut. Dass Jahn die Notwendigkeit der Isolation der zu trainierenden Muskeln bewusst war, zeigt seine Anleitung zum Klimmzug: „Da bei dieser Übung der Körper bloß durch Hilfe der Arme gehoben werden soll, so müssen auch die Beine und der ganze übrige Leib so ruhig wie möglich gehalten werden.“

Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. zeigten Kraftmenschen ihre Kunststücke im Varieté. Um die Sache spannend zu machen, wurden Belohnungen ausgesetzt für jene, die das Kunststück nachmachen konnten. Dazu war die reine Muskelkraft zwar eine Voraussetzung, für das Gelingen aber nicht ausschlaggebend. Diese Kraftakte waren zum Teil sehr komplex und erforderten ein hohes Maß an Geschicklichkeit. Jeder Kraftmensch hatte seine eigene, von ihm und für ihn entwickelte Nummer. Eine Standardisierung, wie man sie heute im Sport kennt, gab es nicht.

Eugen Sandow (1867–1925) – mit bürgerlichem Namen Karl Friederich Müller – war der wohl berühmteste Kraftmensch der Neuzeit. Er war der erste, der nicht mehr nur mit Kraftleistungen imponieren wollte, sondern mit seiner gesamten körperlichen Erscheinung. Er gilt daher als der Erfinder des Bodybuildings. Er wurde in den USA mit seinem Körper weltberühmt und hat auch die Intellektuellen seiner Zeit begeistert. Der englische Schriftsteller und Erfinder von Sherlock Holmes, Sir Arthur Conan Doyle (1859–1930), meinte, dass „kaum jemand mehr für unsere Generation geleistet hat als er“. Charles Atlas (1892–1972) – einer der letzten „Supermänner“ dieser Ära – betrieb sein Geschäft als Fernunterricht. Er verkaufte über drei Millionen Kurse.

Mit dem 20. Jahrhundert begann der Aufstieg des institutionalisierten Sportbetriebes und der Sportindustrie. Die „starken Männer“ gerieten in Vergessenheit.


Es handelt sich um eine Leseprobe aus dem Werk:

Ein starker Körper kennt keinen Schmerz

  • Werner Kieser
  • 5. Auflage
  • Format 15,5 x 23,5 cm
  • 256 Seiten
  • Paperback
  • ISBN: 978-3-453-20099-9
  • Heyne Verlag


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